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öffentlich


Gebundener Ganztag an der Grundschule Giebelstadt



Sachvortrag:
Mit Beschluss des Marktgemeinderats vom 03.12.2018 wurde entschieden, dass ab dem Schuljahr 2019/2020 die bisherige Mittagsbetreuung durch den offenen Ganztag ersetzt wird. Der gebundene Ganztag sollte entsprechend dem Beschluss bis zu einer anderen Entscheidung des Gremiums weiterhin beworben und angeboten werden.
Seit dem Schuljahr 2017/2018 konnte nunmehr aufgrund zu geringer Nachfrage keine Ganztagesklasse mehr gebildet werden. Für das Schuljahr 2019/2020 hatten zehn Kinder, für das Schuljahr 2021/2022 acht Kinder und für das Schuljahr 2022/2023 nur fünf Kinder Interesse an diesem Konzept. Somit gibt es zwischenzeitlich keine entsprechende Klasse in Giebelstadt mehr.
 
Von Seiten der Schulleitung wird nun darum gebeten, diese Konzept nicht mehr vorhalten und damit auch nicht mehr anbieten zu müssen.
 
Der Vorsitzende begrüßt die Schulleiterin, Frau Bartsch, die ausführlich über die Entwicklung des Gebundenen Ganztags in Giebelstadt berichtet. So sei bereits im Schuljahr 2014/15, als sie die Leitung der Grundschule übernahm, die Eingangsklasse nur mit einer Ausnahmegenehmigung möglich gewesen. In den darauffolgenden Jahren wuchs die Zahl der Schüler*innen in dieser Klasse erfreulicherweise auf 18 an.
 
Aufgrund der hohen Akzeptanz bei den Eltern lagen für das Schuljahr 2016/17 sogar mehr als 25 Anmeldungen für den Gebundenen Ganztag vor. Da jedoch nicht mehr als diese maximal möglichen 25 Schüler*innen für eine Ganztagsklasse zulässig waren, konnten einige Anmeldungen nicht berücksichtigt werden. Die hohe Zahl an Erstklässler*innen führte erfreulicherweise dazu, dass drei Eingangsklassen gebildet werden konnten.
 
Im darauffolgenden Schuljahr kam es zum Bruch. Obwohl am Informationsabend im Frühjahr die Konzeptvorstellung und die Unterstützung durch ganztagserfahrene Eltern identisch mit der in den Vorjahren erfolgte, meldeten die Erziehungsberechtigten lediglich 16 Schüler*innen an. Dies reichte aufgrund der vom Kultusministeriums geänderten Vorgaben leider nicht mehr für eine Klassenbildung aus. Eine Ausnahmegenehmigung wurde strikt abgelehnt. Bedauerlicherweise setzte sich der Nachfrageabwärtstrend in den Jahren danach fort (s. o.).
 
Nach fester Überzeugung von Frau Bartsch wurde von vielen Eltern hauptsächlich aufgrund der höheren Flexibilität bei einem nachmittäglichen Betreuungsbedarf lieber die Mittagsbetreuung gewählt, trotz der hierfür Kosten anfallenden Kosten. Und obwohl im Gebundenen Ganztag zusätzliche Lehrerstunden am Nachmittag eingesetzt werden konnten, war die verpflichtende Teilnahme am Nachmittagsunterricht bzw. an der Nachmittagsbetreuung von Montag bis Donnerstag bis jeweils 15.30 Uhr für viele ausschlaggebend.
 
Das Angebot des Offenen Ganztags gibt es in Bayern seit dem Schuljahr 2015/16. In Giebelstadt wurde es für das Schuljahr 2019/20 neben dem Gebundenen Ganztag statt der Mittagsbetreuung erstmalig in die Praxis umgesetzt. OGTS und Mittagsbetreuung sind dabei von der inhaltlichen Ausrichtung nahezu identisch, da es ein verpflichtendes Mittagessen gibt. Aufgrund der staatlichen Zuschüsse besteht jedoch eine Anwesenheitsverpflichtung. Das bedeutet, dass eine Befreiung von der schulischen Veranstaltung OGTS von den Eltern bei der Schulleitung beantragt werden muss.
 
Das Konzept der OGTS sieht vor, dass in der letzten Stunde bei der "langen" Buchungszeit (bis 15:30 Uhr) in Arbeitsgemeinschaften an verschiedenen Projekte gearbeitet wird. Die gewünschte Flexibilität der Eltern spiegelt sich deshalb in den unterschiedlichen Buchungsmöglichkeiten wider. So können bspw. zwei, drei oder vier kurze Nachmittage (bis 13:45 Uhr) oder zwei kurze und/oder zwei lange Nachmittage gebucht werden. Von Frau Paterman, Sozialpädagogin an der Schule, wird ergänzt, dass die kurzen Buchungszeiten insbesondere für die auswärtigen Kinder, die mit dem Bus fahren müssen, eine organisatorische Schwierigkeit darstellen. So bliebe bei einigen nach dem Mittagessen lediglich ein Viertelstunde Zeit, die nicht sinnvoll genutzt werden könne.
 
Frau Bartsch informiert weiter, dass die Elterninformationsveranstaltung für das Schuljahr 2023/24 bereits im November (sonst im Februar) stattfand. Auch wenn nicht alle Eltern der Erstklässler*innen erschienen und daher die Rückmeldung nicht repräsentativ sei, war das Interesse mehr als ernüchternd. So wurde das potentielle Interesse am Gebundenen Ganztag lediglich für ein einziges Kind kundgetan. (Wir hatten 18/19 eine Befragung der Vor-Vorschuleltern durchgeführt, aktuell nicht.) Daher hat sich der Wunsch der Schule, künftig auf eine Information über den Gebundenen Ganztag zu verzichten und sich auf die OGTS zu beschränken, verfestigt. Die Entscheidung müsse jedoch vom Marktgemeinderat getroffen werden, da dies eine gemeinsame Entscheidung von Schule und Gemeinde sein muss. Auf Nachfrage teilt Frau Bartsch mit, dass der organisatorische Aufwand bei der bisherigen Wahlmöglichkeit zwischen GGT und OGT darin bestand, die Absagen und Alternativangebote für die Eltern zu verfassen, deren Kinder für den Gebundenen Ganztag gemeldet waren. Zusätzlich mussten die daraus resultierenden Änderungen an den Träger des Betreuungsangebots, die AWO, gemeldet werden.
 
Marktgemeinderat Adrian Schmierer nimmt ab 18:50 Uhr an der Sitzung teil.
 
In der anschließenden Diskussion beantwortete Frau Bartsch zunächst die Frage, wieso das Interesse für den Gebundenen Ganztag nicht mehr da sei. Nach ihrer Erfahrung sei die Eltern-Teilnehmerquote an den Infoabenden gleichbleibend hoch (ca. 75 %). Aussagen der Eltern, wieso sie dann doch von einer Anmeldung für den GGT absehen, waren immer wieder ähnlich: "Mein Kind ist nicht der Typ dafür." oder "Wir bekommen so weniger von der Schule mit, weil die Hausaufgaben bereits in der Schule gemacht werden.", obwohl das Begleiten des Lernfortschritts des eigenen Kinds trotzdem leicht möglich wäre, so die Schulleiterin. Für sie sei jedoch die Flexibilität das Hauptargument der Eltern.
 
Ein Mitglied des Gremiums richtet deutliche Kritik an die Schulleitung. So hätten Eltern rückgemeldet, dass die Vorstellung des Gebundenen Ganztags zu kurz ausfiele und die Vorteile, wie insbesondere die pädagogische Unterstützung am Nachmittag, nicht herausgehoben würden. Sehr viele Kinder seien auch in diesem Schuljahr bis 15:30 Uhr in der Schule. Dies sei ein Zeichen für die Notwendigkeit einer längeren Betreuung. Es wird der Schule vorgeworfen, sie stehe nicht hinter dem Gebundenen Ganztag.
 
Frau Bartsch weist diese schon in der Vergangenheit immer wieder geäußerte Unterstellung vehement zurück. Sie sei bereits vor dem Wechsel an die Grundschule Giebelstadt als Konrektorin an der Heuchelhof-Schule in dieser Betreuungsform tätig gewesen und auch nach wie vor überzeugt vom Konzept des Gebundenen Ganztags mit dem pädagogisch begleiteten Nachmittagsunterricht und den unterschiedlichen Projekten. Der starke Rückgang dieser Betreuungsform ist jedoch an sehr vielen Schulen festzustellen, nicht nur an der Grundschule Giebelstadt.
 
Gefragt wird nach der Zusammensetzung der Klassen. Frau Bartsch bestätigt die Annahme, dass in Ganztagsklassen mehr Migrationskinder als in den Regelklassen seien. Als Vorteil wird aber herausgestellt, dass so intensiver Deutsch gelernt werden könne. Die Nachfrage, ob von den anderen Eltern bzgl. der Klassenzusammensetzung Bedenken geäußert werden, beantwortet die Schulleiterin wie folgt: Die Zusammensetzung der Ganztagsklassen (im Durchschnitt häufig mehr Kinder mit Migrationshintergrund und/oder bildungsferne Elternhäuser, teils auch als "Milieuklassen" bezeichnet) wurde an den Elterninformationsabenden bewusst nicht als Problematik thematisiert. In dem Schuljahr, in welchem es mehr Bewerber als Plätze gab, konnte die Schule hier erfolgreich ausgleichend auf die Klassenzusammensetzung wirken. Auch in der Vergangenheit gab es solche Diskussionen und Vorurteile, die dadurch umgangen wurden, dass die Kinder statt für den Ganztag lieber für die Mittagsbetreuung gemeldet wurden, wenn die Eltern sich die Mehrkosten leisten konnten und wollten.
 
Aus dem Gremium wird darauf hingewiesen, dass es in einem Jahr sogar 34 Anmeldungen gab. Damals wurde am Infoabend von drei Eltern erfolgreich für den Gebundenen Ganztag geworben. Es wurde aufgrund einer aktuellen Elternrückmeldung bestätigt, dass Frau Bartsch diesen gut vorgestellt habe, weitere Lehrkräfte aber eher von negativen Begleiterscheinungen bei einzelnen Schüler*innen berichtet hätten. Dies sei wohl in Gesprächen nach dem offiziellen Teil geschehen, aber dennoch zu kritisieren, weil es meinungsbeeinflussend sei.
 
Die Frage, warum nicht auch weiterhin das Angebot des Gebundenen Ganztags vorgestellt werden kann, bleibt nach Aussage der Schulleiterin letztlich dem Marktgemeinderat zur Beantwortung vorbehalten. Selbstverständlich wäre das weiterhin möglich, wenn dies gewünscht wird. Aus den bereits ausführlich genannten Gründen wäre das aber aus Sicht der Schule nicht zielführend.
 
Es wird aus dem Gremium deutlich darauf hingewiesen, dass der neue Anbau mit der Notwendigkeit für den Gebundenen Ganztag begründet und zu dessen bestmöglichen Förderung verwirklicht wurde. Die Einführung der OGTS habe den Entscheidung für mehr Flexibilität leider noch verstärkt. Dies wird von Frau Bartsch zurückgewiesen. Dem Gebundenen Ganztag sei nicht durch die OGTS das Wasser abgegraben worden. Im Übrigen habe die Gemeinde die Einführung mitgetragen und befürwortet.
 
Frau Paterman betont, dass mit sehr großem Engagement für die Buchung der langen Betreuungszeiten in der OGTS geworben wird, da dies zu mehr Mitarbeiterstunden für die Betreuerinnen führen würde. So wäre es bei der Buchung bis 15:30 Uhr möglich, die Hausaufgaben unter Betreuung in der Schule zu erledigen. Darüber hinaus wurde in der Planung darauf Wert gelegt, dass gerade die letzte Nachmittagsstunde, für die es die größte Förderung gäbe, besonders attraktiv gestaltet wird. Diese galt schon bisher sowohl für die OGTS (lang) wie für den Gebundenen Ganztag. Trotzdem würden oftmals die kurzen Zeiten gebucht. Sie befürchtet, dass ab 2026, wenn die für die Gemeinde verpflichtende Nachmittagsbetreuung für alle Kinder sichergestellt sein muss, vermutlich alle vierten Klassen nur noch zum Mittagessen und die kurze Zeit danach in der Schule sein werden. Die wichtige Projektarbeit sei da nicht möglich.
 
Vom Vorsitzenden wird betont, dass der Anbau sowohl für die bisherigen Gebundenen Ganztagsklassen als auch die OGTS oder die Mittagsbetreuung im Sinne der Gemeinde intensiv genutzt wurde und wird. Die Räume werden nicht nur für die Mittagsverpflegung benötigt, sondern insbesondere auch für die verschiedenen Projekte. Der Dritte Bürgermeister bekräftigt die richtige Entscheidung, den Anbau zu errichten und stimmt mit der Schulleitung überein, dass der Gebundene Ganztag von den Eltern nicht mehr gewünscht werde. Die Frage aus dem Gremium, ob nach Abschaffung des Gebundenen Ganztags bei wieder genügend Interesse die Einführung wieder möglich sei, bejaht die Schulleiterin. Dafür sei lediglich ein neuer Antrag erforderlich. Auf Nachfrage informiert sie, dass ursprünglich 12 zusätzliche Lehrerstunden/Woche für den Gebundenen Ganztagsunterricht zugewiesen wurden. Diese wurden auf zwei Lehrkräfte und drei Schulstunden an jedem der vier Nachmittage verteilt. Mit der Änderung der Förderrichtlinien des Freistaates wurde die Anzahl der zusätzlichen Lehrerstunden jedoch auf acht reduziert, was wohl auch mit dem Mangel an Lehrkräften in Verbindung gebracht werden könne.
 
Zwei allgemeine Fragen zur aktuellen Situation in der Grundschule beantwortet Frau Bartsch wie folgt:
- Aktuell sind nur drei Flüchtlingskinder aus der Ukraine in der Grundschule Giebelstadt.
- Sie selbst ist für dieses Schuljahr auch als Schulleiterin für die Grundschule Eibelstadt verantwortlich. Montags ist sie an beiden Schulen, dienstags und donnerstags an der Schule in Eibelstadt sowie mittwochs und freitags an der Schule Giebelstadt. Dies funktioniert dank der sehr guten Teams an beiden Schulen sehr gut.
 
Auf Wunsch des Gremiums wird den Marktgemeinderatsmitgliedern die Präsentation der Schulleitung am Elterninformationsabend zur Verfügung gestellt. Frau Bartsch sagt die Übersendung ihrer persönlichen Unterlagen zu, bittet aber gleichzeitig um ausschließlich interne Behandlung. Dies wird vom Gremium zugesagt.

Beschluss:
Dem Marktgemeinderat wird empfohlen, dem Wunsch der Grundschule Giebelstadt auf künftigen Verzicht der aktiven Bewerbung des Angebots Gebundener Ganztag zuzustimmen.

Abstimmungsergebnis:
 
Ja-Stimmen:
4
Nein-Stimmen:
4
Persönlich beteiligt:
0
 




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Verwaltungsgemeinschaft Giebelstadt
Marktplatz 3, 97232 Giebelstadt
Tel.: 0 93 34 / 8 08 - 0
E-Mail: info@giebelstadt.de
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